Das alte Georgshaus an der Riedlinger Straße

Das heutige St. Georg entsteht ...

Sehr viel Mühe machte sich der Gemeinderat unter Bürgermeister Max Gotterbarm mit der Auswahl des Standorts und der Planung für das neue Altersheim. Ein ruhiger und in der Nähe der Kirche gelegener Platz sollte es sein. Deshalb konnte ein Neubau am früheren Standort an der Hauptstraße nicht mehr in Frage kommen. Nach einem Architektenwettbewerb wurde 1961/ 1962 der Neubau am jetzigen Standort in Angriff genommen. Neben den ortsansässigen Architekten Binder, Klarmann und Koch wurden die Architektenbüros Dr. Botzenhardt, Tuttlingen, und Breitling, Tübingen, zum Architektenwettbewerb zur Errichtung eines neuen Altersheims aufgefordert.

Der eigens zur Bewertung der eingereichten Entwürfe eingerichtete Gutachterausschuss gab dem Vorschlag der Architektengemeinschaft Binder (Ertingen) und Lapatz (Stuttgart) den Vorzug. Die Baumaßnahmen wurden durch den strengen Winter 1962/1963, in welchem der Bodensee vollständig zugefroren war, wesentlich verzögert. Nur Ältere können mit dem Begriff "Seegfrörne" noch etwas anfangen und wissen, dass damals der Bodensee auf die gesamte Ausdehnung begangen und befahren werden konnte. Es war ein mutiger Schritt von Max Gotterbarm, gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Bürgermeister ein neues Altersheim mit 40 Betten oben auf der Höhe des Kirchenberges, "bei de Leut und von de Leut", wie es der damalige Landrat Karl Anton Maier bei der Einweihung am 5.10.1963 nannte, zu bauen. Die zweite Hälfte des Zitats stimmt durch die fortschreitende Entwicklung der Gemeinde zwischenzeitlich allerdings nicht mehr, und das Haus St. Georg ist auch äußerlich das, was es innerlich immer war, nämlich im Herzen der Bürgerschaft der Gemeinde Ertingen.

Das Objekt war damals nicht unumstritten, denn viele fürchteten, die Gemeinde würde sich finanziell völlig übernehmen. Besorgte Gemeinderäte hatten sogar vor dem Baubeschluss die Rechtsbehörde aufgesucht, um sich zu vergewissern, dass die Gemeinde durch das Objekt nicht verschuldet wurde. Sie hatten dann aber mehrheitlich den Weitblick, nicht nur so zu bauen, wie es dem seinerzeitigen Standard genügt hätte, sondern deutlich weiter zu gehen. Diese Eigenschaft hat den Ertinger Gemeinderat immer wieder ausgezeichnet, und viele Entwicklungen sind dadurch später viel leichter möglich gewesen. Die Seniorenwohnanlage wäre z. B. nicht an der optimalen Stelle möglich gewesen, wenn der Gemeinderat für die Michel-Buck-Schule und das Altersheim kleinkariert einen von vornherein beengten Standort ohne Ausdehnungsmöglichkeiten gewählt hätte. Mittelfristig zahlt sich dieser Weitblick immer wieder aus, denn eine öffentliche Einrichtung muss für Entwicklungen, die zwangsläufig durch veränderte Bedürfnisse der Bevölkerung entstehen, anpassungsfähig sein.

Das Haus hatte damals eine andere Konzeption. Es war als Altersheim gedacht. In ihm fanden ältere Menschen Platz, die sich noch weitgehend selbst versorgen konnten. Deshalb und da damals die Arbeitszeit noch umfangreicher war, konnte mit einem deutlich geringeren Personalkörper an die Aufgabe gegangen werden. Das Haus wurde von den 6 Ordensschwestern Demetria, Engilgunde, Eustochium, Fidanza, Irmunda und Pulchronia geführt, welche durch die Haus- und Küchenhilfen Frau Anna Schleicher und deren Tochter Frau Cäcilia Wagner, geb. Schleicher, in der Küche unterstützt wurden. Da der Gemeinde immer weniger Schwestern, zeitweilig sogar nur zwei, bereitgestellt werden konnten, wurde das im 2. Obergeschoss befindliche Refektorium ausgangs der 70-er Jahre verkleinert. Dadurch entstanden für das Altersheim 5 weitere Plätze.